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Gefangen in der toxischen Liebe

  • Meli
  • 30. Jan.
  • 3 Min. Lesezeit

Anna K.
Anna K.

Ich dachte, Liebe wäre alles, was man braucht. Ich dachte, wenn man nur genug gibt, genug kämpft, genug aushält, dann wird es irgendwann gut. Doch ich habe mich geirrt. Es begann wie eine dieser großen, leidenschaftlichen Romanzen. Er war charmant, aufmerksam, witzig - der Mann, der mir das Gefühl gab, endlich angekommen zu sein. Seine Blicke, seine Berührungen, seine Worte - alles war so intensiv, dass ich glaubte, wir wären füreinander bestimmt. Doch Liebe, echte Liebe, macht dich nicht klein. Sie nimmt dir nicht deine Luft zum Atmen und sie lässt dich nicht irgendwann in deinem eigenen Zuhause wie eine Fremde fühlen.


Das schleichende Gift

Ich kann nicht genau sagen, wann es anfing. War es der erste abfällige Kommentar über mein Outfit? Das erste Mal, als er mich ignorierte, weil ihm meine Meinung nicht passte? Oder das erste Mal, als ich mich bei ihm entschuldigte, obwohl ich nichts falsch gemacht hatte? Es kam schleichend. Erst war es nur Kritik - Sticheleien, ein Augenrollen, ein Seufzen, wenn ich lachte. Dann wurde es Isolation. „Warum gehst du schon wieder mit deinen Freundinnen aus?“ „Bin ich dir nicht genug?“ Also sagte ich Verabredungen ab, blieb zu Hause, um ihn nicht zu enttäuschen. Dann kamen die Zweifel. „Du übertreibst doch nur.“ „Das bildest du dir ein.“ „Keiner außer mir würde dich so lieben.“ Und irgendwann glaubte ich es. Ich begann zu denken, dass ich schwierig bin, dass meine Gefühle übertrieben sind. Ich dachte, ich sei das Problem.


Gefangen in der Dunkelheit

Es gab gute Tage. Tage, an denen er mich in den Armen hielt, mir sagte, wie sehr er mich liebt, dass er ohne mich nicht leben kann. Diese Tage hielten mich. Sie waren meine Hoffnung. Aber dann kamen die anderen Tage - die Tage, an denen ich Angst hatte, etwas Falsches zu sagen. An denen seine Worte mich zertrümmerten, an denen sein Schweigen noch lauter war als seine Wut. Manchmal dachte ich ans Gehen. Aber dann stellte ich mir vor, was er sagen würde. Wie er mich anschaut, wie er mich überzeugt, dass ich doch nirgendwo anders hingehöre als bei ihm. Ich hatte Angst vor der Einsamkeit. Angst, dass er Recht haben könnte.


Der Moment der Wahrheit

Der Wendepunkt kam nicht mit einem lauten Knall. Es war ein einfacher Moment, eine kleine Szene, die mir die Augen öffnete. Ich saß in unserem Wohnzimmer, fühlte mich leer, erschöpft, müde von all den Streitereien, von dem Gefühl, nie gut genug zu sein. Dann sah ich mein Spiegelbild in der dunklen Fensterscheibe. Ich erkannte mich nicht mehr. Die Frau, die ich einst war - lebensfroh, stark, voller Träume - war verschwunden. Ich war nur noch ein Schatten. Und da begriff ich: Wenn ich bleibe, verliere ich mich selbst. Ich ging. Es war schwer. Er flehte, schrie, drohte. Sagte, dass ich ohne ihn nicht existieren kann, aber ich wusste, dass ich existieren konnte - ich musste nur wieder lernen, wie.


Zurück ins Leben

Die ersten Wochen waren die Hölle. Ich fühlte mich schuldig, zerbrochen, verloren. Doch dann, langsam, begann ich wieder zu atmen. Ich traf alte Freunde, lachte über Dinge, die nicht erlaubt gewesen waren, begann wieder zu träumen. Heute weiß ich: Liebe sollte nicht wehtun. Sie sollte dich nicht ersticken, nicht brechen, nicht kleinmachen. Ich habe mich zurückerobert. Und das war die größte Liebe, die ich je erfahren habe. Tag, an dem ich mich selbst wähle. Ein Tag, an dem ich lebe.

 
 
 

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